Wo Italien noch Italien ist – am Absatz des Stiefels
Wo Italien noch Italien ist – am Absatz des Stiefels – in Apulien
Ein weiter Blick über silbrig schimmernde Olivenhaine, das blaue Meer am Horizont und Strände wie in der Karibik. Apulien am Ende des Stiefels liegt im Trend. Vor 10 Jahren habe ich zum letzten Mal für den Kuoni Konzern Hotelverträge in Apulien gemacht, vor 8 Jahren zum letzten Mal in Apulien in den Ferien gewesen und im Vorfeld zu dieser Reise über 1000 Hotels und Masserias geprüft. Nach unserer 9-tägigen Apulien-Reise im September 2020 bin ich wieder voll up-to-date, was die Hotels und Masserias, die Strände und die Beach-Clubs und Städte und Sehenswürdigkeiten betrifft. Und wer mich kennt, weiss auch, dass ich mit ein paar Restaurant-Tipps zurück gekommen bin. In meinem Reisebericht «Wo Italien noch Italien ist, am Absatz des Stiefels» gebe ich dir gerne ein paar Geheimtipps weiter.
Es heisst ja immer, das erste Bild, der erste Moment ist das Wichtigste! Falls du mit dem Flugzeug in Brindisi landen wirst, wird es zum Nebensächlichsten! Denn die Aussicht aus dem Flugzeugfenster ist nicht wirklich vielversprechend. Dieses Bild wird sich aber nach wenigen Minuten nach der Ankunft komplett ändern, das verspreche ich dir!
Nach der Landung übernehmen wir unseren Mietwagen und fahren Richtung Süden, vorbei an Lecce, in unsere erste Agriturismo-Masseria http://www.masseriaspartivento.com/. Wir werden sehr herzlich von Patricia empfangen und trinken unser erstes lokales Craft-Bier. Wir sind angekommen! Die wunderschöne Masseria, die Herzlichkeit der Gastgeberin und am Abend die Cucina tipica, das fantastische Essen welches von Carmen zubereitet wird. Das ist noch Italien – einfach, ursprünglich und unkompliziert. Die Restaurant-Tipps von Patricia waren unbezahlbar. Der Tipp für das beste Fischrestaurant, im Landesinneren, nicht am Meer, dabei wären wir nur wenige Kilometer von der Adria entfernt, dieses Restaurant hätte ich nie im Leben besucht, es war der Hammer! All unsere Restaurant-Tipps bekommst du mit den Reiseunterlagen mitgeliefert.
Unsere Masseria liegt in der Nähe von Otranto und den traumhaften Sandstränden des Salento. Otranto liegt im Süden Apuliens, an der Adria, gegenüber von Albanien. Beeindruckend ist die mächtige Stadtmauer, innerhalb der sich das touristische Treiben abspielt. Die Altstadt ist am Sonntag für den Fahrzeugverkehr gesperrt und ist beliebter Treffpunkt zum Bummeln und Glacé essen. Natürlich hat Otranto auch eine Kathedrale, die du unbedingt besuchen solltest. Die Kirche Santa Annunziata ist für ihre besonderen Bodenmosaike bekannt. Die Kirche stammt aus dem Jahr 1165. Lohnenswert ist auch der Besuch der Krypta.
Noch imposanter und noch schöner ist Provinzhauptstadt Lecce. Ein Muss bei jeder Apulienreise. Lecce wird als Florenz des Südens bezeichnet. Mit ihrer gut erhaltenen Altstadt, ihren zahlreichen Bauwerken aus der Barockzeit und einem antiken Amphitheater ist sie ein wahres Paradies für Geschichtsinteressierte und weiss von der ersten Sekunde an zu begeistern.
Nimmt dir also unbedingt ein paar Stunden Zeit, um durch die verwinkelte, wunderschöne Altstadt zu schlendern, besuche die beeindruckende Basilika Santa Croce und gönn dir einen Espresso auf einem der herrlichen Plätze von Lecce.
Auf unserer Mietwagenrundreise von autorundreisen.ch musst du mindestens einmal in die Adria und einmal in das Ionische Meer springen. Italiens Stiefelabsatz reicht von der Adria bis hinein ins Ionische Meer. Entlang der langen Küste findest du bizarre Felsformationen, zahlreiche kleine Buchten mit ruhigen Plätzen und traumhafte lange Sandstrände. Ein wenig Karibik-Feeling kommt bei dem feinen Sand und dem türkisfarbenen Wasser auf jeden Fall auf. Während den italienischen Sommerferien Juli/August sind die Strände ziemlich voll, ich empfehle dir in der Vor- und Nachsaison die Strände zu besuchen.
Hier meine Tipps für die Strände Apuliens
DIE STRÄNDE AN DER ADRIA
Strände von Capitolo: Die Küste südlich von Monopoli ist felsig mit kleineren Badebuchten. Südlich von Capitolo startet der lange Sandstrand mit vielen Beach-Clubs. Die Beach-Clubs, welche ich dir empfehle sind stylish und sehr angesagt. Das heisst aber auch recht teuer. Einzig als Hotelgast der verschiedenen Hotelgesellschaften ist die Benutzung der Liegen und Sonnenschirme gratis.
Beach Club Torre Coccaro: Dieser Beach-Club gehört zur Masseria Torre-Coccaro und verfügt über ein sehr gutes Restaurant. Total lässiges und stilvolles Ambiente am goldgelben Sandstrand. Die Liegen und Sonnenschirme für nicht Hotel-Gäste sind sehr teuer. Man kann aber auch nur etwas im Beach-Restaurant essen.
Sabbiadoro Beach & Restaurant: Schöner und gepflegter Beach-Club, relativ gross, mit gutem Restaurant und mit OK Preis/Leistung.
Baia dei Turchi: Nur wenige Kilometer nördlich von Otranto entfernt, findest du diesen karibisch angehauchten Sandstrand, der umgeben ist von tiefblauem Meer und duftenden Kiefernwäldern. Um den Hauptstrand herum findest du ausserdem mehrere kleine Buchten. Der Strand ist nicht direkt mit dem Auto erreichbar. Man wird in die Parkplätze eingewiesen und anschliessend mit dem Shuttle zum Strand gefahren (Shuttle in der Parkgebühr inbegriffen). Die letzten paar Minuten musst du zu Fuss zum Strand gehen. Kein Verleih von Sonnenschirmen und Liegestühlen und keine Toiletten am Strand. Ich empfehle dir den Sonnenschirm, Wasser und evtl. Verpflegung mitzubringen. Meersicht-Tipp!
Laghi Alimini: Kilometerlanger Sandstrand hinter einem Pinienwald zwischen Torre dell’Orso und Otranto. Der Strand verfügt über gut ausgestattete Lidos sowie freie Strandabschnitte. Einige Lidos bieten auch Wassersport an. Diesen Strand sollte man in der Hochsaison und an Wochenenden meiden.
Porto Badisco: Klein, aber fein – das trifft auf die natürliche Badebucht Porto Badisco perfekt zu. Dank ihrer windgeschützten Lage inmitten von zwei Granitfelsen stellt die Bucht ein wahres Badeparadies dar und ist auch für Familien mit Kleinkindern ideal. (Unerträglich während der Hochsaison und an Wochenenden!)
DIE STRÄNDE AM IONISCHEN MEER
Baia Verde: Sichelförmige Bucht bei Gallipoli. Die Baia Verde ist ein Strand für Jung und Alt. Tagsüber kannst du hier in der Sonne relaxen und dich beim Schnorcheln oder Segeln austoben. Abends hingegen verwandeln sich die Beach Bars in coole Partylocations mit Live DJs und sorgen für ausgelassene Stimmung. Besonders schön der kleine Lido bei Torre Pizzo.
Spiaggia di Pescoluse: Ein goldener und flacher Sandstrand, kristallklares Meer und eine traumhafte Lage – damit punktet der Marina di Pescoluse vor allem bei Familien.
Punta Prosciutto: Falls du nach einem langen Sandstrand suchst, der trotzdem noch ursprünglich und wild ist, dann bist du am Strand Punta Prosciutto genau richtig. Punta Prosciutto gehört zu den schönsten Stränden Apuliens und abends kannst du einen bezaubernden Sonnenuntergang geniessen. Mit dem azurblauen Meer und dem weissen Sandstrand kommt definitiv «Karibik-Feeling» auf. Es hat auch vereinzelt Beach-Clubs mit Sonnenschirm- und Liegestuhlverleih. Besonders empfehlenswert ist der Togo Bay Beach-Club https://www.togobayportocesareo.it/.. Ich finde diesen Beach-Club hammermässig! Meersicht-Tipp!
Nach 3 erholsamen Tagen, fantastischem Essen und einem Super Service geht es weiter zur nächsten Masseria. Unterwegs machen wir einen Stopp im pittoresken Gallipoli. Gallipoli, übersetzt die «schöne Stadt», ist für mich die schönste. Die Altstadt liegt malerisch auf einer Insel und ist über eine Brücke aus dem 19. Jh. erreichbar. Die Stadtmauern, Türme und Bastionen schützten einst Gallipoli vor Piraten und Invasoren vom Meer.
Nach dem Mittagessen fahren wir an die Strände bei Porto Cesareo. Stell dir vor – weisser Sand und türkis blaues Meer – Strände wie aus einem Karibik-Katalog. (Tipps siehe oben)
Da ich aber Apulien nicht nur des Badens wegen toll finde, sondern vor allen wegen den unglaublich schönen Orten, der Vielfalt der Natur und natürlich des Essens, fahren wir bereits nach einer Übernachtung nach Matera. Matera liegt zwar nicht mehr in Apulien sondern in der Region Basilikata, aber Matera darf auf keiner Apulien-Reise fehlen. Matera ist besonders und muss man einmal im Leben gesehen haben! Die Stadt ist bekannt für seine Altstadt, die zu einem erheblichen Teil aus Höhlensiedlungen, den Sassi, besteht. Die Sassi gehören seit 1993 zum UNESCO-Welterbe. Matera gilt als eine der ältesten Städte der Welt und ist beeindruckend, nein – überwältigend! Wir übernachten im Hotel Palazzotto Residence & Winery http://ilpalazzottomatera.it/index.php/it/, inmitten der einzigariten Sassi di Matera. Eine Übernachtung in einer Höhlenwohnung bzw. -Zimmer ist ein Erlebnis und werde ich nie mehr vergessen.
Nach Matera fahren wir nach Bari. Die Hafenstadt Bari ist die grösste Stadt und zugleich auch Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und der Region Apulien. Mit ihrer malerischen Lage an der Adria, aber auch mit den vielen beeindruckenden Sehenswürdigkeiten versetzt sie die Besucher ins Staunen. Starte deinen Stadtrundgang am besten in Bari Vecchia, der Altstadt im Herzen von Bari. Spaziere durch die schmalen Gassen und besuche die berühmte Pilgerstätte Basilika San Nicola und das Castello Normanno-Svevo, eine ehemalige Burg aus dem 12. Jahrhundert. Aber nicht verpassen darfst du die Pasta-Strasse – hier rollen vormittags die Frauen Orecchiette auf Tischen vor der Haustür und du kannst dabei zusehen.
Wir raten dir, abends durch die Gassen zu ziehen. Dann, wenn die Restaurants aufmachen, lerne das richtige Treiben und den Flair Baris kennen. Plötzlich stehen Einheimische irgendwo Schlange – natürlich solltest du dich dann auch anstellen. Denn dort, wo der Einheimische isst, ist es meist speziell gut.
Die letzten 3 Nächte übernachten wir in einer Agroturismo-Masseria in Speziale. Beim letzten Besuch in Apulien, vor 8 Jahren, haben wir in einer Osteria gegessen, welche mir seither nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Ich hatte mich schon den ganzen Tag auf das Abendessen und eine gute Flasche Rotwein in Apulien gefreut, aber unser Flug aus Zürich hatte Verspätung. Schlussendlich waren wir erst nach 22.00 h in unserer Masseria in Savelettri di Fasano angekommen und waren mega enttäuscht, dass wir nun ohne Abendessen und ohne Wein ins Bett mussten. Da hat uns aber Caroline Groszer, die Besitzerin der Masseria Alchimia https://www.masseria-alchimia.it/, eines Besseren belehrt und hat in einer Osteria angerufen und den Besitzer informiert, dass um 23.30 h noch 2 Gäste kommen werden. Sie hat uns die Adresse gegeben und wir sind losgefahren. Dieses Essen ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich war hin und weg, aber wir haben uns weder Name noch Adresse gemerkt und hatten keine Ahnung mehr wo sich diese Osteria befand. Einzig und allein die Strasse und den Eingang der Osteria war wie eingebrannt, da wir nämlich die Osteria anfangs nicht gefunden hatten. Dieses Mal war ich wie besessen, diese Osteria wieder zu finden. Auf Google Maps bin ich auf dem Satelliten-Bild nochmals die ganze Strecke nach meinen Vorstellungen abgefahren. Ich wusste noch, dass die Fahrt von der Masseria Alchimia ca. 20 Minuten gedauert hat und dass es Richtung Süden ging. Siehe da, nach ca. 10 Minuten Suche auf Google maps habe ich die Osteria tatsächlich gefunden und zu meiner Überraschung war es nur 5 Gehminuten von unser Masseria entfernt, in welcher wir dieses Jahr übernachtet hatten. Obwohl wir erst am letzten Abend unserer Apulienreise einen Tisch bekommen haben, wir wussten ja nicht, dass diese unscheinbare Osteria so ein Geheimtipp war, war das Essen genau wie in meiner Vorstellung und es war einfach nur himmlisch und ein grandioser Abschluss. Definitiv ein Ort, wo Italien noch Italien ist – am Absatz des Stiefels – in Apulien. Auch diese Osteria findest du als Meersicht-Tipp in unserer Restaurantliste.
In dieser Region gibt es sehr viel zu entdecken. Eigentlich reichen 3 Tage nicht aus, aber wir kennen diesen Teil Apuliens bereits von unseren früheren Reisen. Die weisste Stadt Ostuni, das kleine schnuggelige Cisternino, die wunderschöne Barokstadt Martina Franca und das malerische Locorotondo. Und natürlich nicht fehlen dürfen die Trullis von Alberbello – UNESCO-Weltkulturerbe und immer wieder eindrücklich. Verliebt haben wir uns aber in die beiden Städte am Meer, Polignano a Mare und Monopoli.
Nach diesen erlebnisreichen Tagen mit wunderbarem Essen, malerischen Orten und Italianita der besonderen Art, wo Italien noch Italien ist, wirst du beim Abflug in Brindisi ein ganz anderes Bild aus dem Flugzeugfenster sehen – und ziemlich sicher wie wir, immer wieder nach Apulien zurückkehren.
Autorundreise «Traumhaftes Apulien» https://www.autorundreisen.ch/rundreisen/traumhaftes-apulien/
Dieser Text «Wo Italien noch Italien ist – am Absatz des Stiefels» wurde von Marco Wipfli verfasst – Geschäftsführer der Meersicht GmbH – Travel & Lifestyle